Die Linde
Winterlinde Tilia cordata L. (cordatus – herzförmig)
Sommerlinde Tilia platyphyllos SCOP. (platyphyllos – breitblättrig)
Familie: Tiliaceae, Lindengewächse
Tilia ist der altrömische Name für die Linde
„300 Jahre kommt sie, 300 Jahre steht sie, 300 Jahre vergeht sie.“
Altes Sprichwort
Verbreitung:
Europa
Von den ca. 50 Arten sind auch einige in Südosteuropa, Kleinasien und Mittelchina verbreitet.
Standort:
Linden bevorzugen sonnige Lagen auf nährstoffreichen, lehmigen Böden. Die Winterlinde ist ein Baum der Ebene. Die Sommerlinde „klettert“ in Gebirgszügen gerne höher hinauf.
Klimatoleranz:
Die Winterlinde ist anpassungsfähig und gedeiht auch noch auf ärmeren Standorten, wenn diese nicht zu trocken sind. Deshalb wird nur an wenigen Standorten in Zukunft noch wachsen.
Tilia henryana aus Mittelchina wird die Linde der Zukunft. Ihre Blüte ist hier spät im August oder September, was für die Insektenwelt von großer Bedeutung ist. Das ledrige Laub mit stark gesägten Blattrand ist für trockene und heiße Klimaveränderung bestens vorbereitet.
Wuchs:
Großbaum mit breit kegelförmiger, dichter Krone, später hochgewölbt und rundlich, 18 bis 25 (30) Meter hoch und 10 bis15 (20) Meter breit.
Alter:
Linden können über 1000 Jahre alt werden.
In Schenklengsfeld steht eine Linde, deren Alter auf 1.200 Jahre geschätzt wird.
Blätter:
Sommergrün, wechselständig, schief herzförmig bis rundlich. Blattunterseite, entlang der Mittelrippe und in den Aderwinkel rotbraune Achselbärte. Bei der Sommerlinde sind sie grau. Herbstfärbung: gelb, oft leuchtendgelb. Ihr Laub verrottet sehr schnell und ist arm an organischen Säuren.
Blüten:
Gelblichweiß, in 5 bis 11 blütigen Trugdolden. Blüte mit dem Hochblatt verwachsen, süßlich duftend, ab Anfang Juli. Winterlinden bringen einen Blütenhonigertrag von ca. 1.000 kg pro Hektar.
Früchte:
Braunfilzige behaarte, ovale bis kugelige Nüsschen.
Wurzel:
In den ersten 10 Jahren wird eine Pfahlwurzel gebildet, später ein kräftiges Herzwurzelsystem. Der Feinwurzelanteil ist höher als von Eichen, Buchen und Eschen.
Heilkunde:
Lindenblütentee jährlich frisch gepflückt, heilt Erkältungskrankheiten. Lindenblütentee wirkt krampf- und schleimlösend. Pfarrer Kneipp empfiehlt den Tee auch bei Unterleibsbeschwerden.
Feingepulverte Lindenkohle reinigt und desinfiziert u. a. das Zahnfleisch.
Ein Bad mit Lindenblättern, soll Schmerzen linde stimmen.
Giftigkeit:
Früher wurden: Tilia tomentosa, Silberlinde und Tilia X euchlora, eine sehr starke Giftigkeit für Honig-, Wildbienen und Hummeln nachgesagt. Dies wurde widerlegt.
Eigenschaften:
Rinde, Bast:
Zwischen Rinde und Holz verlaufen Bastfaserstränge, die vielseitig verwendet wurden: Bindebast für Gärtner, Wäscheleinen und Seile und Stricke (Bastschuhe).
Holz:
Das Lindenholz ist mittelschwer und hat eine mittlere Biegefestigkeit mit wenig Neigung zum Reißen und Werfen, weshalb es als Schnitzholz und Holzschuhe gerne verwendet wird.
Holz für Bilderrahmen, Zeichenbretter und Zündhölzer.
Schädlinge:
Alle Linden werden regelmäßig von Blattläusen befallen, die Honigtau ausscheiden.
Sehr zum Leid der Autobesitzer, die zu der Zeit ihr Fahrzeug unter ihr parken.
Wissenswertes:
Geschichtliches:
Kelten und Germanen:
Die Linde war der Frigga geweiht, der Göttin der Fruchtbarkeit, des Wohlstandes und der Liebe. Frigga ist die wichtigste Bewohnerin der Linde.
Die nordische Göttin Frigg oder Frigga ist die Gemahlin Odins in der Nordischen Mythologie und gehört zu den Asen. Wer damals eine Linde fällte, musste um sein Leben bangen.
Der römische Kaiser Claudius schrieb über die Germanen: Die Männer hüllen sich in kurze Mäntel oder in Baumbast (Lindenbast).
Keltischer Baumkreis: